Ich geb’s offen zu: Mein Handy ist gefühlt mein zweites Kind. Es begleitet mich vom ersten Augenaufschlag an oft bis spät in die Nacht hinein – und es kommt manchmal sogar mit aufs Klo (ziemlich oft sogar). Das Handy liegt neben mir, wenn ich frühstücke, beantwortet meine Nachrichten, erinnert mich an Termine, schlägt mir Rezepte vor und weiß (manchmal erschreckend genau), was ich als nächstes googeln möchte. Und selbst beim Training im Gym ist es natürlich dabei.
Dann nutze ich es erstmal, um micht mit guter Musik ordentlich auf dem Crosstrainer zu motivieren. Ich liebe es, wenn Beats mich pushen und mich gedanklich dann auch mal kurz von der Anstrengung des Ausdauertrainings ablenken. Zwischen zwei Kraftsätzen nutze ich die kurzen Pausen dann auch gern für… irgendwas am Handy. Nachrichten beantworten oder googeln, was mir gerade eingefallen ist. Was kann ich heute kochen? Ist Rhabarber roh giftig? Wann muss ich nochmal diesen Rückruf tätigen? Mein Kopf ist nie ganz „aus“ – das Handy in der Hand sorgt dafür, dass es immer weiterläuft.
Und genau da beginnt das eigentliche Problem: Wir gönnen unserem Geist keine echten Pausen mehr.
Was ständiger Handykonsum mit uns macht
Dass unser Smartphone ständiger Begleiter ist, ist längst keine Ausnahme mehr, sondern Alltag. Laut Studien schauen Erwachsene im Schnitt über 80 Mal am Tag aufs Handy. Viele greifen innerhalb der ersten 10 Minuten nach dem Aufwachen zum Gerät. Das Scrollen und Tippen ist zur Gewohnheit geworden – so automatisiert, dass wir es oft gar nicht mehr bewusst wahrnehmen.
Doch genau dieser Dauerinput hat messbare Auswirkungen:
Die Konzentrationsfähigkeit sinkt, weil das Gehirn ständig zwischen Reizen switcht
Der Stresspegel steigt, unter anderem durch dauernde Erreichbarkeit und Nachrichtenflut
Regenerationsphasen verkürzen sich, weil selbst Pausenpausen nicht mehr wirklich „leer“ sind
Der Körper bleibt im leichten Anspannungsmodus – das parasympathische Nervensystem, zuständig für echte Erholung, kommt zu kurz
Gerade beim Sport kann das fatal sein. Denn eigentlich ist Bewegung eine perfekte Gelegenheit, um im Hier und Jetzt anzukommen, Stress abzubauen und sich wieder mit dem eigenen Körper zu verbinden. Doch wenn wir zwischen den Übungen aufs Display schauen, verpufft ein großer Teil dieses Effekts.
Handynutzung wird selten als Sucht erkannt – aber oft genauso erlebt
Manchmal nehme ich mir sogar bewusst vor, das Handy mal Handy sein zu lassen und ertappe mich doch kurz darauf wieder mit dem Teil in der Hand. Wie geht’s dir da? Wie oft hast du dich schon dabei ertappt, dass du „nur mal kurz“ etwas nachschauen wolltest – und zwanzig Minuten später bei einem ganz anderen Thema festhängst? Oder dass du das Handy nur aus Gewohnheit entsperrst, ohne einen konkreten Grund? Weil es sich einfach gut anfühlt. Diese Mikroimpulse laufen blitzschnell und oft unbewusst ab – sie sind tief im Belohnungssystem unseres Gehirns verankert.
Jede neue Nachricht, jedes Like, jede neue Info sorgt für einen kleinen Dopaminkick. Dopamin ist ein Neurotransmitter – also ein Botenstoff im Gehirn – der dafür sorgt, dass wir Motivation, Belohnung und Vorfreude empfinden. Er spielt eine zentrale Rolle im Belohnungssystem unseres Körpers und wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir etwas Angenehmes erleben – sei es ein leckeres Essen, ein gutes Gespräch oder eben eine neue Nachricht auf dem Handy. Unser Gehirn liebt das – und verlangt nach mehr. Mehr Scrollen, mehr Infos, mehr Smartphone. So entsteht eine Art stiller Kreislauf, der kaum auffällt, aber dauerhaft Aufmerksamkeit, Energie und Präsenz raubt. Manchmal sind wir gedanklich schon drei Schritte weiter, bevor wir überhaupt realisieren, dass wir schon wieder das Handy in der Hand haben.
Das soll keine moralische Anklage sein. Ich kenne das wie gesagt selbst. Aber genau deshalb lohnt es sich, mal liebevoll hinzuschauen. Nicht, um sich selbst zu geißeln, sondern um wieder mehr Handlungsspielraum zu bekommen. Denn echte Freiheit beginnt da, wo wir bewusst entscheiden, was uns gerade wirklich guttut.
Starker Bizeps, müdes Hirn?
Ein weiterer Punkt, der oft unterschätzt wird: Das Handy ist der perfekte Prokrastinations-Buddy. Statt direkt ins Training zu starten, bleiben wir nochmal kurz auf Instagram hängen. Statt die Satzpause zur Erholung zu nutzen, googeln wir drei völlig andere Dinge. Statt früh schlafen zu gehen, lesen wir noch fünf Artikel, die wir am nächsten Morgen wieder vergessen haben. In letzter Zeit bemerke ich bei mir echt einen erhöhte Grad an Verpeiltheit: ich verlege Sachen, kleine Fehler bei der Arbeit schleichen sich ein und ich kann meinem Kind keine volle Aufmersamkeit schenken. Gestern habe ich sogar meinen Schlüssel verloren, bin auf der Suche nach ihm durchs halbe Veedel gerannt, nur um ihn später an der Kellertür hängend zu finden. Was für ein Tag.
Aber auch das passiert durch zu starken Smartphonekonsum: Unser Kurzzeitgedächtnis leidet unter der ständigen Reizüberflutung. Wenn unser Gehirn nonstop mit kleinen Infohäppchen gefüttert wird, kann es kaum noch sortieren, was wichtig ist – und was nicht. Die Folge: Wir sind schneller abgelenkt, vergessen mehr und fühlen uns geistig „voll“, obwohl nichts wirklich hängenbleibt.
Oder, um es mal zugespitzt zu sagen: Was bringt dir ein durchtrainierter Körper, wenn dein Kopf sich anfühlt wie ein verheddertes Wollknäuel?
Digital Detox heißt nicht: zurück in die Steinzeit. Aber es bedeutet, bewusst zu wählen, wo wir unsere Aufmerksamkeit investieren – und unserem Gehirn zwischendurch genauso viel Pflege und Pausen zu gönnen wie unserem Bizeps.
Digital Detox beim Training – so gelingt es alltagstauglich
Keine Sorge, beim Digital Detox geht es nicht darum, das Handy gleich komplett aus dem Leben zu verbannen oder es zu verteufeln. Es geht vielmehr um kleine bewusste Entscheidungen – insbesondere während des Trainings. Denn genau dort kann schon ein bisschen mehr Präsenz eine große Wirkung entfalten.
Zum Beispiel so:
Wenn du auf der Trainingsfläche unterwegs bist, versuch mal, dein Handy in den Flugmodus zu versetzen oder es zumindest stummzuschalten. Lass es einfach in der Tasche. Spüre, was passiert, wenn du in den Satzpausen einfach nur atmest oder dich kurz streckst, statt reflexhaft zu scrollen.
Im Cardio-Bereich darf Musik natürlich bleiben – keine Frage! Wenn sie dich pusht, ist das großartig. Vielleicht probierst du aber einmal aus, deine Lieblingssongs vor dem Training schon offline bereitzulegen, sodass du währenddessen nicht doch noch zu Instagram oder TikTok abdriftest.
Mir persönlich fällt das alles gar nicht so leicht wie es klingt. Denn gerade in Ruhephasen schießen mir oft die besten Ideen durch den Kopf und ich habe Angst, sie zu vergessen, wenn ich nicht sofort das Handy zücke, sie darin notiere und dazu recherchiere. Dann versuche ich mich immer an die Worte meiner Yogalehrerin zu erinnern, die sagte: „Was wirklich wichtig ist, vergisst du nicht – das kommt wieder.“ Und meistens ist es auch so. Da ich Autorin bin, habe ich mir dann noch etwas anderes überlegt. Anstatt das Handy durchs Gym zu schleppen, habe ich mir ein kleines Notizbuch eingepackt. Wenn Einfälle kommen, notiere ich sie in Ruhe und widme mich ihnen später. Ganz analog.
Und selbst wenn es mal nicht klappt: es geht nicht darum, streng oder perfekt zu sein. Auch ich greife oft genug zum Handy, ohne es bewusst zu merken. Aber wenn wir uns erlauben, manche Momente wirklich „leer“ zu lassen, entsteht Raum. Raum für echte Regeneration. Für Konzentration. Für Präsenz im eigenen Körper.
Vielleicht sind es beim nächsten Mal fünf Minuten Handy-Aus vor dem Cool-down. Oder ein Tag pro Woche, an dem du dein Training ganz bewusst ohne Digitalbegleitung machst. Vielleicht entwickelst du auch dein ganz eigenes kleines Ritual: Handy aus – Kopf an – Körper spüren. Lasst uns gemeinsam versuchen, präsenter zu sein in einer Welt, in der so gut wie alles auf Knopfdruck bereitsteht und die uns zum Multitasking geradezu verführt. Denn manchmal beginnt echte Veränderung nicht mit einem großen Knall, sondern mit einem bewussten Moment der Stille.
Wenn du an mehr Tipps für ein achtsameres Training interessiert bist, lies gerne meinen Artikel zum „Mindful May“.
Warum die Just Fit App trotzdem dazu gehört
Wir wissen jetzt: Digital Detox bedeutet nicht, dass du während des Trainings auf alles verzichten musst, was digital ist. Und genau da kommt die Just Fit App ins Spiel. Die Just Fit App ist kein typischer Ablenker, sondern ein praktisches Tool, das dich unterstützt. Du kannst dir direkt in der App deinen Trainingsplan erstellen, Workouts tracken oder neue Geräte kennenlernen – ohne nebenbei in Versuchung zu geraten, ins Scrollen abzudriften.
Tipp: Öffne nur die Funktionen, die du gerade brauchst – und bleib ganz bei deinem Training. So wird dein Handy vom Stressfaktor zum echten Trainingspartner.
Digital Detox heißt eben auch: weniger Ablenkung, mehr Fokus – mit den richtigen Tools an deiner Seite.
Viel Spaß beim Training!
Deine Esther
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