Body & Science
24. Oktober 2025

Just Smile? Warum Lächeln dein Training verbessert

 

„Breathe and smile, then your body thinks you are having fun!“

Mit einem Schmunzeln denke ich an die Worte meines Yogalehrers, wenn er uns in weniger entspannende Haltungen anleitet. „Atme und lächle, dann denkt dein Körper, dass du Spaß hast!“ sagt er, oft genau dann, wenn die Beine brennen oder der Atem stockt. Kann es wirklich so einfach sein, den Körper auszutricksen?

In unserem Alltag verbinden viele „Training“ vor allem mit Schweiß, Anstrengung und Leistungsdruck. Doch was, wenn ein ganz einfacher Faktor – ein Lächeln – bereits positive Effekte auf dein Training, dein Mindset und deine Regeneration haben kann? In diesem Beitrag geht’s darum, wie Gesichtsausdruck, Atmung und Emotionen eng miteinander verbunden sind und wie du diesen Zusammenhang beim Training für dich nutzen kannst.


Die Theorie: Gesichts-Feedback und embodied Mind

Die sogenannte Facial-Feedback-Hypothese besagt, dass Gesichtsausdrücke nicht nur ein Ergebnis von Emotionen sind, sondern diese auch beeinflussen können. Deine Körperhaltung und Atmung wirken direkt auf dein Nervensystem – also auf Sympathikus und Parasympathikus – und beeinflussen dadurch deine Stimmung, Energie und sogar die Trainingswahrnehmung. Wenn du während des Trainings bewusst ein Lächeln (oder zumindest eine entspannte Mimik) hältst, kann das deine emotionale und körperliche Verfassung positiv beeinflussen.


Was sagen Studien?

Mehrere Studien zeigen, dass Lächeln messbare Auswirkungen auf Körper und Psyche hat:

- In einer Studie mit 170 Teilnehmenden, zeigte sich, dass Personen, die während einer Stressaufgabe lächelten, eine schnellere Herzraten-Erholung und niedrigere Pulswerte hatten als jene mit neutralem Gesichtsausdruck.

- Eine Übersichtsarbeit belegt, dass gezielte Gesichtsübungen depressive Symptome lindern und Stress senken können, wenn auch mit moderaten Effekten.

- Im sportlichen Kontext fand eine Studie an der Ulster University heraus, dass Läuferinnen und Läufer, die beim Training bewusst lächelten, 2–3 % weniger Sauerstoff verbrauchten, also effizienter liefen und die Anstrengung subjektiv geringer empfanden.

- Auch das US National Institute of Health berichtete, dass echtes Lächeln („Duchenne Smile“) die Cortisolwerte senken und die Stressreaktion mildern kann.


5 praktische Tipps für dein Training

Starte mit einem Lächeln: Bevor du mit dem Training beginnst, lächle bewusst für 30 Sekunden, atme tief durch und lass die Schultern sinken.

Achte auf deine Mimik während des Workouts: Wenn du merkst, dass du die Stirn runzelst oder die Zähne zusammenbeißt, entspanne dein Gesicht.

Atmung und Lächeln kombinieren: Beim Ausatmen ein leichtes Lächeln auf den Lippen behalten.

Kurze Smile-Pausen: Zwischen den Sätzen kurz innehalten, lächeln, tief atmen, dann weitermachen.

Mit einem positiven Gefühl abschließen: Nach dem Training kurz lächeln und dir bewusst machen, was gut lief.


Warum funktioniert das?

Ein echtes Lächeln aktiviert nicht nur die Gesichtsmuskulatur, sondern sendet über den Gesichtsnerv Signale ans limbische System – das Emotionszentrum im Gehirn. Dadurch wird der Parasympathikus stimuliert, der den Körper in einen entspannten Zustand bringt. Gleichzeitig lenkt das bewusste Lächeln deine Aufmerksamkeit weg von Schmerz oder Anstrengung und hin zu positiven Empfindungen.


Wenn Lächeln zur Maske wird – wann Positivität kippen kann

So wirkungsvoll Lächeln auch sein kann, es gibt Momente, in denen es mehr schadet als nützt. Psychologinnen und Psychologen sprechen hier von emotionaler Dissonanz, also dem Widerspruch zwischen dem, was man fühlt, und dem, was man zeigt.

Studien zeigen, dass dauerhaft erzwungene Freundlichkeit oder ein aufgesetztes Lächeln sogar Stress erzeugen kann. Eine Untersuchung der University of Pennsylvania fand heraus, dass erzwungenes Lächeln bei Servicekräften zu erhöhter Erschöpfung und innerem Druck führt. Auch Forschende der Goethe-Universität Frankfurt stellten fest, dass häufiges funktionales Lächeln die Herzfrequenzvariabilität senken und damit die Stressresilienz mindern kann.

Übertragen auf das Training bedeutet das: Wenn du dir beim Workout krampfhaft ein Lächeln aufzwingst, obwohl du dich unwohl fühlst, kann das zu Anspannung, flacher Atmung und weniger Körperbewusstsein führen.

Besser: Lächle nur, wenn es sich stimmig anfühlt. Ein natürliches, innerlich verankertes Lächeln – etwa, weil du dich stark, lebendig oder stolz fühlst – wirkt positiv auf dein Nervensystem. Ein künstliches Lächeln hingegen kann den gegenteiligen Effekt haben.

Oder wie man es im Mindful-Training sagen würde: Nicht „Fake it till you make it“, sondern „Feel it, then show it.“

Ein bewusstes, echtes Lächeln kann dein Training leichter, entspannter und freudvoller machen – sowohl körperlich als auch mental. Es kann deinen Puls beruhigen, dein Stresslevel senken und deine Wahrnehmung von Anstrengung verändern. Aber es funktioniert nur, wenn es authentisch ist.

Nutze also das Lächeln als kleinen, wirkungsvollen Reminder: Du darfst Spaß an der Bewegung haben und Optimismus ist genauso trainierbar wie ein Muskel.

 

Viel Spaß beim Training!

Deine Esther

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